Stadtplanung und Quartiersentwicklung
In unserer Serie „Zuhause in der Stadt – wie werden wir in Zukunft leben“ spricht der Autor und Kulturwissenschaftler Dr. Hermann Sottong mit Bewohnern und Gestaltern von beispielhaften Projekten über ihre Erfahrungen. Diesmal trafen wir uns mit Rena und Gernot Vallentin und sprachen über die Planungen des Gartenquartiers.
Hermann Sottong: Zu Hause in der Stadt, wie wollen wir in Zukunft leben? In unserer kleinen Interviewreihe zur Zukunft des Bauens und Wohnens im urbanen Umfeld im Zusammenhang mit dem Gartenquartier Unterschleißheim freue ich mich, heute Rena und Gernot Vallentin von der Architekturwerkstatt Vallentin begrüßen zu dürfen. Sie haben die Planungen des Quartiers vollzogen, die Konzeption entwickelt und viel Innovatives eingebracht. Darüber wollen wir heute reden, auch mit dem Schwerpunkt der Nachhaltigkeit. Architektur-„Werkstatt“ Vallentin, das klingt ja nach Handwerkerstolz und einer gewissen handfesten Klarheit. War das eine bewusste Zielsetzung von Ihnen, zu sagen, Architektur ist in erster Linie Handwerk und dann erst Kunst?
Gernot Vallentin: Es ist eine Arbeit, deshalb Werkstatt. Wir haben übrigens drei Büros und sehen uns schon als Architekten, aber da ist auch dieser Aspekt, sich etwas zu erarbeiten. Wir sind ein sehr junges Team und diese gewisse Frische finden wir eigentlich sehr gut. Wir wollen wissen, was passiert, sehen aber auch eine große Kontinuität in Dingen, die sich entwickelt haben. Wir verstehen uns als Teil der ökologischen Bewegung, haben uns aber auch immer interessiert, was passiert denn und wie kann man darauf reagieren? Aber Architektur sollte auch auf lange Zeit angelegt sein. Deswegen ist Kontinuität für uns schon wichtig.
Hermann Sottong: Wir wollen heute die Zukunft des Wohnens und Bauens besonders unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit betrachten. Sie sind als Architekt zertifizierter Passivhaus-Planer, Sie zertifizierte Passivhaus-Beraterin, und ich habe einmal die Reihe Ihrer Publikationen überflogen. Das ist ja nichts, was Sie jetzt, aus modischen Überlegungen, erst seit Kurzem ernsthaft untersuchen, Sie haben das schon seit zwei Jahrzehnten und länger ins Auge gefasst. Was war für Sie als Architekten von Anfang an wichtig bei diesem Thema des Energetischen, der Ökologie, der Nachhaltigkeit?
Rena Vallentin: Was man zu uns sagen kann: Wir sind Jugendliche oder junge Erwachsene gewesen in den 80er-Jahren. Damals haben sich die Grünen konstituiert, und das ist so eine Bewegung, aus der wir auch kommen. Die Ideen, die wir damals hatten, haben wir mit reingelegt in diese große grüne Bewegung, wir haben uns da viele Gedanken gemacht. Wie soll das Wohnen aussehen, wie wollen wir leben, wie sehr müssen wir auf unsere Umwelt achten, welchen positiven Beitrag können wir als Architekten zum Erhalt unserer Umwelt leisten? Das war für uns von Anfang an sehr wichtig. Wir haben uns da immer mehr angenähert und geschaut, dass alles, was wir bauen, ökologisch ist. Dass wir so wenig Energie wie möglich mit unseren Häusern verbrauchen, ökologische Baustoffe verwenden und im Grunde auch, dass die Menschen, die dort leben, da auch glücklich sind und ein wohnliches Zuhause haben.
Gernot Vallentin: Wonach Sie hier jetzt auch gefragt haben ist der energetische Standard. Und das ist schon ein Thema, das wir relativ früh erkannt haben: dass der energetische Standard sehr viel an einem Gebäude definiert. Das ist der eine Punkt, um den sich sehr viel dreht – und zwar nicht nur die Haustechnik, sondern das gesamte Gebäude, wie es entworfen und konzipiert wird. Das ist der eine Part für uns als Büro. Als nächstes war uns wichtig, dass das allein nicht reicht, dass der technische Aspekt verbunden werden muss mit der Ästhetik. Im Zusammenhang mit der Ästhetik haben wir dann gemerkt, dass das Thema energetisches Bauen durchaus auch etwas auslöst. Denn dieses „sich damit beschäftigen Müssen“ kann das Gebäude prägen, man kann daraus etwas entwickeln und hat dann aus der Not eine Tugend gemacht. Und das begleitet alle unsere Gebäude, die wir gemacht haben, auch wenn die Gebäude dann größer geworden sind.
Hermann Sottong: Sie haben gesagt, in den 80er-Jahren fingen wir an, im Zusammenhang mit der ökologischen Bewegung. Aktuell erleben wir die ganze Diskussion über die Energiepreisexplosion, für Eigenheimbesitzer, für Mieter und so weiter, die nach Lösungen drängt. Gleichzeitig haben Sie beschrieben, dass dieses ökologische Denken, angefangen mit den energetischen Prinzipien, ja eine eigene Architektur schafft, eine eigene Anmutung, eine eigene Ästhetik. Das eine ist Folge des anderen und beschränkt sich nicht nur auf PV-Dächer, auf Dämmplatten an den Außenwänden, sondern erfordert ein ganzheitliches Denken über das ganze Objekt?
Gernot Vallentin: Wenn's richtig läuft, passiert genau das, und das versuchen wir im Büro ja: dorthin zu kommen, dass man etwas entwickelt. Es ist allerdings nicht so, dass ein energetisches Gebäude zu einer bestimmten Ästhetik führt. Aber das Nachdenken darüber, das Thematisieren, das führt sehr wohl auch zu einer Lösung nicht nur dieses technischen Problems. Wenn man es richtig macht, führt es auch zu einer Lösung für die Anmutung, die Gestaltung des Hauses. Ob man das jetzt Schönheit nennt oder Ästhetik oder Baukultur, oder sagt, das schaut ordentlich aus – oder wie auch immer man das dann tituliert.
Hermann Sottong: Mit dem Prinz-Eugen-Trakt haben Sie ja mit Ihrem Büro gemeinsam mit der Stadt München den Bundespreis Umwelt für eine ökologische Quartiersentwicklung gewonnen. Wenn man da durchgeht, kann auch der Laie sehen, dass bestimmte Denkweisen verfolgt werden. Und dass die Art, wie Sie Dinge konzipieren, einen Effekt hat auf die Anmutung. Das hat etwas mit Skalen zu tun, mit Maßstäben und der Anordnung der Gebäude. Es ist ja ein interessanter Effekt, dass das Denken in ökologischen und nachhaltigen Kategorien am deutlichsten nicht am Einzelobjekt wird, sondern erst in der Kombination, also in der Quartiersentwicklung
Rena Vallentin: Wir sind Architekten und kommen vom Design; wir sind keine reinen Ingenieure, die nur auf die Technik schauen. Deshalb war für uns immer wichtig, dass die Gebäude einfach eine schöne Anmutung haben. Dass wir ökologische Baustoffe verwenden, die eine Schönheit ausdrücken. Die Menschen sollen sich wohlfühlen und wir wollen eben nicht, dass die technische Anmutung im Vordergrund steht. Im Vordergrund steht für uns das Ökologische, das Design in jedem Fall auch, dass etwas schön ist, und eben auch, dass die Menschen sich wohl fühlen. Uns war immer wichtig, dass wir da einen Maßstab entwickeln bei unseren Projekten. Egal ob es kleine oder größere Projekte sind, wir schauen immer, dass die Menschen, die dort leben, sich wohlfühlen, dass sie etwas mit dem Gebäude zu tun haben, dass der Maßstab stimmt, dass man nicht große Klötze baut, denen gegenüber man als Mensch so klein ist, sondern dass man da auch eine Kleinteiligkeit hineinbekommt, in der Menschen sich wohlfühlen.
Gernot Vallentin: Dieser menschliche Maßstab ist eine wichtige Richtschnur, aber auch die Materialien spielen eine Rolle. Das ist jetzt nicht aus einer heiteren Regung passiert, oder weil man das schon immer so macht, sondern wir haben die Materialien immer sehr bewusst eingesetzt. Holz etwa hat ja eine technische Eigenschaft, gleichzeitig verbinden wir es aber mit Emotionen, und meist mit positiven. Aber wir verwenden etwa auch Stahlbleche oder andere Materialien, und zwar sehr bewusst. Dass wir das Material Holz sehr schätzen, auch emotional, kann man sehen. Wir machen aber in unserer Arbeit deutlich, dass es immer mehrere Aspekte gibt. Es gibt den Aspekt des Geldes, es gibt den technischen Aspekt, und es gibt den Aspekt, wie komme ich mit diesen Schwingungen klar? Das sind ganz klar weiche Themen, aber es sind Themen, also muss man sie bearbeiten. Wir benennen sie eindeutig, der Bauherr erfährt von uns diese Unterscheidung, und deswegen konnten wir interessanterweise in der Vergangenheit unsere Bauherren auch immer überzeugen, das zu machen. Wir wollten nie in der Situation sein, so machen wir’s, aus fertig! Unsere Projekte werden gemeinsam entwickelt, und das ist spannend: Ein anderer Bauherr führt zu einem anderen Gebäude. Das heißt nicht, dass wir keine klare Vorstellung haben, aber wir machen etwas gemeinsam. Es ist Unsinn, zu meinen, „das mach ich und der ist dann happy, dass er von uns was bekommen hat“.
Hermann Sottong: Ich würde gerne kurz auf das Thema Holzbau zurückkommen. Es ist ja so, dass auch der Aspekt der Verwendung von Holz als nachwachsender Rohstoff eine Rolle spielt. Sie haben gesagt, dass Sie das vertreten, es ökologisch und ästhetisch wichtig finden, und das natürlich auch mit dem Bauherrn verhandeln. Doch da taucht die Frage auf: Ist das denn überhaupt ökonomisch vertretbar, wo dem Holz doch mittlerweile der Makel anhaftet, dass es ein relativ teurer Baustoff ist?
Rena Vallentin: Wenn ein Bauherr sagt, er möchte mit Holz arbeiten, ist es ein klares Zugeständnis: Man möchte das machen und geht in diese Richtung. Da geht's jetzt nicht so sehr darum, ist es teuer, ist es billig, sondern es ist eine Entscheidung, dass man sagt: Ich möchte Holzbauten haben, ich möchte, dass die Menschen in Gebäuden leben, die vornehmlich aus Baustoffen aus nachwachsenden Rohstoffen entstehen – das sollte schon ein klares Zugeständnis sein. Wir haben immer wieder Bauherren, die genau das möchten und genau aus diesem Grund zu uns kommen. Eigentlich haben wir wenige bis überhaupt keine Bauherren, die sagen: Ich möchte ein Gebäude aus Ziegeln haben oder aus Beton. Die Bauherren sehen uns da schon als Planer, die im Bereich ökologisches Bauen und Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen eine ganz klare Kompetenz besitzen.
Gernot Vallentin: Wir wissen, dass Holzbau nachhaltig ist, doch dieses Bewusstsein, was Holzbau bedeutet, ist auch immer deutlicher geworden. Wir wissen das, seit wir anfangen zu planen. Doch diese Vergleiche, an die man heute leicht rankommt, das war früher nicht so eindeutig. Heute kann man das genau bemessen, man weiß, der Holzbau ist ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz. Wir berechnen das zum Beispiel, wir wissen, wie viel CO2 wir bei einem Projekt einlagern, wie viele Tonnen CO2 da jetzt in der Siedlung drin sind. Und wir wissen auch, wie viele Tonnen wir durch einen besseren energetischen Standard einsparen. Man weiß um diese Dinge, das ist der eine Part. Andererseits war uns immer bewusst, dass man, egal was man alles an Schönem, Gutem will, es auch bezahlen muss. Die finanziellen Ressourcen sind ein wichtiges Thema. Das sehen wir übrigens auch als einen wichtigen nachhaltigen Aspekt. Es ist Teil der Nachhaltigkeit, wie günstig eine Baumaßnahme ist, und das gehört angeschaut. Wir wollen nicht sagen, komm‘, jetzt machen wir das, aus einer heiteren Regung, sondern bitte bewusst. Wir wollen das definieren. Auch beim Gartenquartier hat der Bauherr uns gefragt, wie wirtschaftlich ist das? Wir wollen etwas Nachhaltiges machen, aber wir wollen trotzdem wissen, wie wirtschaftlich ist eine Sache? Und man kann heute sagen: Holzbau ist wirtschaftlich. Nicht in jeder Ausprägung, es gibt auch Themen, da gibt es einen anderen, wirtschaftlicheren Baustoff. Im Prinzip ist es aber ein sehr wirtschaftlicher Baustoff. Interessanterweise auch international. Das hängt ja auch mit der Forstwirtschaft zusammen – übrigens, nicht alle Länder haben eine Forstwirtschaft. Wir können's gar nicht glauben, aber nachdem wir international tätig waren wissen wir, es gibt Länder, die haben zwar Wälder, aber keine Forstwirtschaft. Es hängt also auch mit der Forstwirtschaft zusammen, die bei uns auch ein wichtiger Pfeiler gerade für die Staatlichen Forsten ist. Deswegen ist auch das Bewusstsein gewachsen, dass Holz ein guter technischer und auch wirtschaftlicher Baustoff ist. Das ist keine glückliche Fügung, man muss nur mal in den Wald gehen und schauen: Das sind statische Wunderwerke, irrsinnige statische tolle Gebirge. Das ist ein sehr mächtiger und guter Baustoff, und ich fordere jeden auf, sich damit zu beschäftigen, was Holz alles kann. Also: Das Thema Ökonomie ist ein wichtiger Aspekt, und der Holzbau macht es uns da relativ einfach. Das ist das Schöne, dass das so zusammenpasst.
Hermann Sottong: Sie neigen ja dazu, Dinge vernetzt zu denken und im Gesamten zu betrachten. Zum Beispiel bei der Ökologie: Es geht nicht nur um die Energieeffizienz der Bauten, es geht nicht nur um die Nachhaltigkeit der Materialien, sondern auch um das Drumherum. Man sieht im Prinz-Eugen-Park zum Beispiel, dass Sie sich sehr viele Gedanken gemacht haben um das Mikroklima in dem Quartier. Da gibt es Begrünung, einen entsprechenden Umgang mit Freiflächen, bis hin zu Details wie Nistplätzen für Spatzen und Fledermäuse unter den Giebeln der Häuser. Ich als Bauherr würde da sagen, das kostet mich doch alles zusätzlich! Wie schätzen Sie das ein? Ist das eine Grundsatzentscheidung dazu, wie wir in Zukunft leben wollen? Zu sagen, wir investieren in Nachhaltigkeit, damit wir uns nicht nur jetzt, sondern auch in zehn, 20, 30 oder mehr Jahren wohlfühlen in diesen Quartieren? Ist es das, was Sie antrieb?
Gernot Vallentin: Ein Gebäude hat ja mehrere Aspekte, wenn man seinen Wert anschaut. Man kann sagen, ist es technisch in Ordnung, macht es keine Probleme? Dann die Ästhetik: Findet man selbst, finden die Leute das schön? Das ist ein wichtiger Aspekt, denn nur was man schön findet, wird man auch wertschätzen und pflegen. Oder, wenn es Grün gibt, ein schönes Klima gibt, da geht man einfach gern durch, hält sich im Sommer gern auf. Natürlich will der Bauherr wissen: Was kostet mich das? Und die Frage ist nicht nur legitim, sie ist sehr wichtig. Denn das Geld ist endlich, und dann lautet die Frage: Wofür will ich mein Geld denn einsetzen? Diese Frage dem Bauherrn sauber zu beantworten, sehen wir als unsere Aufgabe als Architekten. Natürlich haben wir dabei immer noch weitere Themen auf der Pfanne, zum Beispiel, man könnte noch PV einsetzen, oder PV und Mobilität. Das ist ein wahnsinnig schönes Thema, und eine tolle Sache für die Menschen, die da leben. Die fahren mit ihrem E-Roller, E-Fahrrad oder -Auto, und dann laden sie das mit dem auf, was sie auf dem Dach haben. Das passiert in deren Zuhause. Diese Dinge würden wir nicht unterschätzen, das schafft eine Identifikation, die weit über den normalen Begriff der Architektur hinausgeht. Eine schöne Definition von Ästhetik ist das Zusammenbringen von Sinnlichkeit und Sinnhaftigkeit. Wenn ich nach der Sinnhaftigkeit frage, geht es darum, welche Fragen stelle ich denn, die ich mit meiner Arbeit beantworte? Dass es sinnlich sein sollte, ist unsere vornehme Aufgabe als Architekten. Die wollen wir auch gerne wahrnehmen und das macht uns natürlich Spaß. Es macht uns Freude, etwas Schönes zu entwickeln, wo man sagt, schau hin, da sind die Vögel, die haben da auch ein Zuhause. Das waren die ersten, die eingezogen sind, das waren die ersten Bewohner. Das ist witzig und schön, und es macht nicht nur uns Spaß, sondern auch unseren Mitarbeitern. Meiner Meinung nach überträgt sich das auf die Arbeit und das sieht man auch. Klar, das ist die eine Seite, und das andere, die Seite des Geldes, da ist es halt so, sorry, dass wir auch die in unserer Welt, in der wir leben, sauber beantworten müssen.
Hermann Sottong: Aber kritisch hinterfragt: Im Moment gibt es ja einen Diskurs in die Richtung, das ist ja alles schön und gut, ökologisch bauen, nachhaltige Rohstoffe, hohe energetische Standards und dann soll es auch noch schön sein. Aber dann wird das zum Projekt eines gehobenen Mittelstands, was eigentlich ein gesamtgesellschaftliches Projekt sein sollte; nämlich dass wir alle in Zukunft nicht nur behaglich leben können, sondern auch in dem Bewusstsein, dass wir mit unserer Art, zu leben, zu wohnen, zu bauen nicht der Umwelt schaden und es trotzdem noch für alle einen Platz geben kann. Ist das eine Utopie, die nicht realisierbar ist, oder sehen Sie da auch im Rahmen eines solchen Projekts Möglichkeiten?
Gernot Vallentin: Ich glaube, dass man das realisieren kann, aber natürlich sind das die Fragen, die so ein Projekt aufwirft, und das muss man sich wirklich sehr genau anschauen. Das ist die Frage: Überspannen wir den Bogen nicht, machen wir zu viel des Guten? Ich sage nein, wir machen auf jeden Fall nicht zu viel des Guten. Trotzdem kann vielleicht die eine oder andere Sache in dem Maße so nicht realisiert werden.
Rena Vallentin: Bei der Ökologischen Mustersiedlung im Prinz-Eugen-Park ist es so, dass wir da wirklich viele ökologische Aspekte mit eingebracht haben. Sie trägt ja auch den Namen Ökologische Mustersiedlung, sie hat eine Vorbildfunktion und soll ausstrahlen. Die Stadt München hat das so gewollt und setzt hier ein Statement. Die sagen, wie wollen wir bauen, wie wollen wir leben in der Zukunft? Und die Menschen möchten diese ökologischen Aspekte auch beim Bauen und beim Leben und beim Wohnen berücksichtigt haben, nicht nur beim Essen, zum Beispiel. Dass wir gerne biologische Lebensmittel essen möchten, ist auch ein sehr wichtiges Thema, aber wir möchten auch gerne biologisch leben. Und wenn man die Leute fragt, es möchte eigentlich wirklich jeder einen Beitrag dazu leisten. Beim Bauen ist klar, dass man das nicht immer kann, wenn man etwa zur Miete wohnt. Aber ein Investor kann so etwas erkennen und sehen: Ja, so möchten die Menschen leben, und ich mach das jetzt so. Ich werde mein Haus bestimmt vollbekommen mit meinen Leuten, oder auch, wenn Wohnungen oder Häuser verkauft werden. Das ist der Puls der Zeit, der im Grunde genommen schon vor vielen Jahren begonnen hat. Aber jetzt ist es wirklich so, das spüren wir auch, die Menschen möchten das gerne. Und das muss man auch als Bauträger und Investor erkennen.
Hermann Sottong: Ich hatte ja auch den Bürgermeister von Unterschleißheim Herrn Böck hier, der wiederholt darauf aufmerksam gemacht hat, wie wichtig es für ihn als Kommunalpolitiker ist, dass im Rahmen solch eines Projekts bezahlbarer Wohnraum entsteht. Dass alle Möglichkeiten genutzt werden, etwa soziale Bodennutzung, einfach weil man, um eine Kommune am Laufen zu halten, auch die Kindergärtnerin, die Krankenschwester und den Krankenpfleger braucht, und damit auch bezahlbaren Wohnraum. Bei der Kooperation zwischen der Kommune, Ihnen als Planer und dem Investor wird so etwas ja offenkundig mitbedacht, genauso wie der ökologische Aspekt. Vielleicht können Sie dazu noch etwas sagen?
Gernot Vallentin: Das ist eine sehr wichtige Frage, weil das auch ein Totschlagargument ist, um eventuell Dinge zu verhindern. Das ist hier bei den Akteuren nicht der Fall, hier ziehen wirklich alle an einem Strang. Trotzdem ist es ein Thema und das muss man sich genau anschauen, auch kritisch. Dazu muss man leider etwas weiter ausholen und das große Bild sehen. Wenn man jetzt etwa das Thema Klimawandel anschaut: Das Bauen trägt zu 40 Prozent zum weltweiten CO2-Ausstoß bei. Beim Bauen ist es relativ günstig möglich, das einzusparen. Für die Themen, die den Klimawandel betreffen, hauptsächlich dieses CO2-Äquivalent, ist das auf jeden Fall eine supergünstige Möglichkeit, das zu machen. Der Staat fördert ja auch KfW-Kredite, und es gibt Förderprogramme der einzelnen Städte. Ich glaube, Unterschleißheim hat so etwas nicht, sollte sich aber vielleicht überlegen, ob es nicht klug wäre, zum Ausdruck zu bringen, dass ein Beitrag zum Gemeinwohl auch demjenigen, der investiert, vergütet werden sollte. Aber gut, das ist ein anderes Thema. Staatliche Förderungen zu dem Thema gibt es ja, die nicht ganz unerheblich sind. Zum Thema Holzbau oder Baustoff: Man lagert ja CO2 ein, die Siedlung wird eine CO2-Senke sein, über viele viele Jahre, bis der Energieverbrauch das endlich einmal übersteigt. Nur als Beispiel: Das Passivhaus wird die CO2-Einlagerung des Holzes, das hier verbaut ist, erst in vielen Jahren überhaupt übersteigen, und das ist einfach mal eine tolle Sache, dass wir hier eine CO2-Senke haben. Hier verschwindet CO2, wird der Atmosphäre entnommen, wird hier gebunden. Das ist, finde ich, auch ein wichtiger Beitrag. Und er wird immer wichtiger werden, vor allem auch kostentechnisch. Diese Maßnahmen müssten eigentlich selbstverständlich werden. Unsere Aufgabe als Architekt ist es, den Mehraufwand zu begrenzen, in einen ganz engen Rahmen zu bekommen, damit die Investitionssummen nicht so hoch sind.
Rena Vallentin: Ich würde auch gerne dieses Interview nutzen, um zu sagen: Die Holzbauweise ist nicht explizit etwas für die Mittel- oder Oberschicht. Wir wollen darauf schauen und haben das mit unseren Gebäuden wie ich meine auch geschafft, dass es Menschen aus allen Schichten möglich ist, in einem solchen Gebäude zu leben. Und auch bei dem Quartier, das hier neu entsteht, da gebe ich dem Bürgermeister Recht, versuchen wir alles, dass der Holzbau hier nicht preislich in die Höhe schnellt. Wir denken, dass jeder Mensch, egal welcher Schicht er angehört, ein Recht darauf hat, in einem ökologischen Gebäude zu leben.
Hermann Sottong: In den verschiedenen Definitionen der Nachhaltigkeit spielen ja immer drei Säulen eine Rolle: Ökologie, Ökonomie, und als Drittes der soziale Aspekt. Und der hat dann noch die Facette, wie die Gestaltung eines Quartiers das reale Leben beeinflusst. Was mich in der Planung hier immer wieder von Neuem beeindruckt ist, wie Sie von vornherein das Thema des Miteinanders berücksichtigen. Denn es geht ja nicht nur darum, wie wir in Zukunft leben wollen, sondern wir wollen ja als soziale Wesen miteinander leben. Dieser zentrale Aspekt ist hier bei der Quartiersplanung in vielfältiger Weise erkennbar. Das betrifft die Mobilität, das Verhältnis der Gebäude zueinander, oder auch die Wohnungsschnitte. Ein weiterer Aspekt ist die Konzeption, wie viel Wohnraum brauche ich als Individuum, und wie viel Raum steht zur Verfügung, um gemeinschaftlich Dinge zu tun und ein soziales Leben zu führen? Welche zentralen Ideen stecken bei Ihnen hinter dieser Begrifflichkeit des Gemeinschaftsraums?
Gernot Vallentin: Mir geht es darum, dass ich wirklich versucht hab, das in der Konzeption, na, vielleicht nicht direkt zu fixieren, aber dieses Angebot so deutlich zu machen, dass es dann so selbstverständlich so sein kann. Dass ein Miteinander, ein öffentliches, halb öffentliches und privates Leben nebeneinander funktioniert. Wir haben gesagt, dass wir das machen wollen, und haben das so vorgestellt – und es hat die Jury überzeugt. Sie haben das auch erkannt – übrigens Chapeau, dass man das wirklich sehr genau erkannt hat – und gesagt, ja das wollen wir, das wollen wir jetzt auch voranbringen. Und eben nicht zu sagen, ja, jetzt haben wir zwar den Preis, aber nun machen wir's doch anders. Dass das jetzt passiert, auf dem Weg ist und diskutiert wird, das stammt ganz klar von uns. Und wenn die Jury dazu ja sagt, dann ist das eben nicht nur ein Passivhaus, dann ist das nicht nur Holzbauweise, nicht nur ein technisches Abarbeiten der Ökologie und der Nachhaltigkeit; sondern jetzt kommen diese anderen Aspekte mit rein.
Rena Vallentin: Ja, wir haben uns in der Planung sehr genau überlegt: Wie wollen wir leben, wie wollen die Menschen, die wir kennen, gerne leben, unsere Mitarbeiter, Freunde, Bekannten, Familien mit Kindern, aber auch ältere Leute? Und da haben wir festgestellt, dass die Menschen in Zukunft nicht anonym leben wollen. Sie wollen etwas miteinander zu tun haben, und das haben wir bei dieser Siedlung einfließen lassen. Wir haben etwa versucht, eine Kleinteiligkeit zu entwickeln. Im Erdgeschossbereich beispielsweise gibt es viele unterschiedliche Nutzungen. Da haben wir soziale Nutzungen für Kinder, Erwachsene oder eben auch für Senioren, und dann gibt es auch den öffentlichen Bereich mit Cafés und anderen Möglichkeiten, bei denen erst in der Folge erst klar wird, wer diese Bereiche mieten wird. Auf jeden Fall haben wir im Erdgeschoss eine solche Kleinteiligkeit gewollt, wo die Menschen sich wohlfühlen, wo es eine gewisse Durchlässigkeit gibt. Es wird im Erdgeschossbereich keine Autos geben, die Menschen können wie in einer Fußgängerzone in kleinen Gassen spazieren gehen. Es gibt immer wieder Plätze, wo man sich treffen kann. In den oberen Geschossen erheben sich dann die Wohnhäuser, in denen die Menschen wohnen, und auch hier ist es so, dass wir geschaut haben, die Wohnungen nicht so groß zu machen. Gerade im Großraum München, das wissen wir alle, ist Wohnraum ein sehr wertvolles Gut und muss auch bezahlt werden. Wir haben geschaut, dass wir trotzdem genügend Zimmer unterbringen und genügend Menschen drin wohnen können. Aber in diesen Erdgeschossbereichen soll es auch verschiedene gemeinschaftliche Nutzungen geben, die früher in der Wohnung stattgefunden haben, und die wir auslagern, damit sie nun gemeinsam stattfinden. Ich denke da etwa an einen Coworking-Space, einen Partyraum oder Gästeräume, wo Gäste, die ich früher im Gästezimmer in der Wohnung hatte, übernachten können. Oder eine gemeinsame Küche, in der wir gemeinsam kochen können, zusammen sein können, gemeinsame Wohnzimmer sozusagen. Das waren die sozialen Aspekte, die uns bewegt haben und die wir versucht haben hier einzubringen.
Gernot Vallentin: Und natürlich gehört auch die Mobilität dazu. Alle Städte, die eine moderne Entwicklung nehmen, ich nehme jetzt mal Kopenhagen, Oslo, New York, sagen: Wir setzen auf ein Verkehrsmittel, und das ist das Fahrrad, zusammen natürlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Das ist eine ganz andere Denke, wie wir uns von A nach B bewegen. Und das ist spannend, das muss unterstützt werden. Da gibt es überdachte Fahrradabstellräume, da gibt es eine Fahrradwerkstatt, da gibt's aber auch Wohnungen. Denn der Witz ist ja nicht, dass da alles stattfindet – außer Wohnungen. Nein. Es gibt schon die Menschen, die gern so wohnen. Die wollen nicht in den Wohnturm hoch, die wollen im Getümmel sein.
Hermann Sottong: Quasi urbane Atmosphäre, ohne selbst flanieren zu müssen ...
Rena und Gernot Vallentin: Genau, genau.
Gernot Vallentin: Und das kommt oft zu kurz bei modernen Wohnprojekten, oder immer wieder kommt es vor, dass man alles sehr funktional optimiert in eine ganz bestimmte Richtung. Das ist sehr problematisch, meiner Meinung nach.
Hermann Sottong: Mir ist aufgefallen, auch bei den Modellen: Man kann jetzt schon, obwohl das alles erst im Kopf existiert, in den Plänen sehen, dass die Gesamtkonzeption zur Vielfalt führen wird.
Rena Vallentin: Vielfalt, ja, genau.
Hermann Sottong: Diversität ist sozusagen nicht nur gewollt, sondern sie wird an allen Ecken und Enden ermutigt?
Gernot Vallentin: Der Städtebau ist natürlich die Initialzündung, und es war allen auch bewusst, dass das so passiert. Es war klar, der Städtebau setzt genau auf das. Da gibt es Punkthäuser, die gehen eher nach oben, dann gibt es Wohnriegel, die sind eher längs strukturiert, dann gibt es diese Landmark und da passieren grundsätzlich schon andere Dinge. Und dann gibt es noch die Wohnungen, die unten im Erdgeschoss sind. Und dass man prinzipiell auf diese Vielfältigkeit setzt, ist genau recht! Denn wir sind halt nicht einheitlich, und wir fühlen uns auch nicht einheitlich alle irgendwo wohl. Was uns aber gemeinsam ausmacht ist, dass wir differenzieren zwischen komplett im Tohuwabohu in der Öffentlichkeit im Trubel zu sein, und dem Schritt zurück, dem Rückzug ins Private, in die Wohnung. Es gibt diese Zonen. Jeder braucht etwas anderes, und das muss möglich sein. Ich kann nicht sagen: Leute, wenn ihr glücklich sein wollt bei uns, dann kriegt ihr den Garten verpasst. Nein. Manche Leute finden Garten toll, andere finden, das ist ein fürchterlicher Arbeitsaufwand, den sie nicht haben wollen. Für die anderen geht dafür das Herz auf. Und das muss beides möglich sein.
Rena Vallentin: Zum Garten kann man noch sagen, dass auf diesen Erdgeschossbereichen, die ja recht großflächig sind, genügend Platz ist für Garten. Wir werden hier Dachgärten haben, das ist auch eine sehr schöne Sache. Dachgärten, die halb öffentlich konzipiert sind, mit Bereichen mit Spielplätzen und Bereichen, durch die man durchgehen kann. Alles wird mit Brücken verbunden sein und es gibt Sitzgelegenheiten für die Öffentlichkeit. In anderen Gartenbereichen wiederum kann man sich vielleicht mal ein kleines Teilstück für Urban Gardening mieten.
Hermann Sottong: Das Areal ist ja rein von den Quadratmetern her relativ klein, und es ist schon eine spannende Frage, wie Urbanität in einem so kleinen Quartier gelingen kann. Doch ich glaube, es kann gelingen, Urbanität durch Vielfalt herzustellen: dass verschiedene Typen von Menschen ihren Platz in ihrer Nachbarschaft finden. In den letzten 30, 40 Jahren war das für neue Wohnquartiere nicht der Fall. Da wurden eher Areale für einen bestimmten Menschentyp geschaffen, junge Familien etwa oder arrivierte Mittelständler. Die sind dann nach dem Einzug unter sich geblieben. War diese Diversität hier von Anfang an gewollt, oder hat sich das erst im Laufe der Planung ergeben?
Gernot Vallentin: Ich glaube, jeder Städteplaner will diese Diversität schaffen. Doch obwohl man weiß, dass man das muss, macht man es zuletzt doch nicht. Und warum? Weil es funktional viel schwieriger ist, diese Diversität auszubilden. Bei diesem Projekt geht's zum Beispiel auch darum, dass eben nicht alles gleich ist. Etwa die Gebäude: Eines ist höher, eines niedriger, hier ist ein Freiraum davor, dort ein Platz, da nur eine Gasse. Es gibt viele unterschiedliche Situationen, das ist eine ganz andere Herangehensweise. Wir sagen nicht, wir müssen alles gleich machen, damit jeder gleichwertig behandelt wird. Wir sagen: Es wollen ja gar nicht alle das Gleiche! Der eine findet diese Ecke schön, der andere jene. Uns war nur wichtig, dass niemand ernsthaft benachteiligt ist und keine Qualität bekommt. Das ist unsere Aufgabe, und zwar eine wichtige, die man zusammen mit dem Bauherrn DV Immobilien sehr schön gemeinsam gelöst hat. Das war eine sehr intensive Zusammenarbeit, ein enges Erarbeiten dieser Dinge, der Grundrisse, und all diese Fragen werden aufgeworfen. Denn es ist eben nicht egal, ob da ein Fenster drin ist oder nicht, weil das den Raum beleuchtet oder eben nicht. Das ist nicht nur eine ästhetische Frage. Außerdem ist mir wichtig, auch noch etwas zur Begrünung zu sagen. Die Freiraum-Architekten in Regensburg, die das planen, haben ein feines Händchen für solche Dinge. Da geht es um die große Idee, das Grün wirklich zu implementieren, aber es geht auch im Kleinen darum, dass es funktioniert. Dass die Menschen sich wohlfühlen und das annehmen und wirklich etwas anpflanzen wollen. Die Freiraum-Architekten sind Mit-Urheber, Mit- und Andenker des Ganzen, das möchte ich betonen. Die Zusammenarbeit mit dem leitenden Architekten Rupert Wirzmüller ist einfach toll.
Hermann Sottong: Sie haben jetzt noch einmal den Bauherrn und Investor DV Immobilien erwähnt. In einem unserer Vorgespräche haben Sie gesagt, die Gartenstadt könnte, wenn alles gelingt, was wir uns vorgenommen haben, eine Art Leuchtturmprojekt werden. Ist das ein besonderer, seltener Glücksfall, dass die Gemeinde, die Kommune und ihr Bürgermeister und nicht zuletzt ein Investor so an einem Strang ziehen? Sie haben es ja hier mit einem Investor zu tun, der sagt, ich möchte dieses Quartier in meinem eigenen Bestand behalten. Der auch als Planer, nach einer 40-jährigen Geschichte auch der Annäherung an das nachhaltige Planen und Bauen, jetzt in der Quartiersentwicklung angekommen ist. Was könnte man tun, damit solche Glücksfälle nicht so selten bleiben?
Gernot Vallentin: Ja, das ist sicherlich etwas, das sich mehr entwickeln sollte. Hier werden jetzt Fragen zu den Themen Nachhaltigkeit und Klimawandel aufgegriffen. Das ist ein alter Hut, das wissen wir schon so lange. Doch unserer Gesellschaft fällt es trotzdem wahnsinnig schwer, endlich einmal umfassend darauf zu reagieren. Und da ist es wirklich ein Glücksfall, dass eine Kommune sagt, wir wollen das, und ein Investor da ist, der nicht nur die Dollarzeichen sieht. Natürlich soll das für ihn auch wirtschaftlich eine runde Sache werden, aber er interessiert sich eben nicht nur dafür, sondern sagt, ich schau über meinen Tellerrand hinaus. Ich bin sicher, dass dieses Invest in nachhaltige Themen sehr wohl klug ist und sich auch wirtschaftlich lohnt. Vor allem, wenn man in anderen Zeiträumen denkt und das Objekt nicht schnell wieder loswerden will. Nein: Für diesen Investor ist das ein wichtiger Angelpunkt. Deshalb wird das Projekt in dieser Zusammensetzung ein Leuchtturmprojekt werden. Auch wenn vielleicht nicht in allen Aspekten das Optimum herausgeholt werden kann, sind wir trotzdem dahinter her, das Mögliche zu erreichen. Denn wir wissen, alle diese Punkte werden registriert werden, wenn alles fertig ist, und es ist auch jede Anstrengung wert, man muss es versuchen. Wenn ein Projekt entwickelt wird und es wird klar, dass man es mit Akteuren mit innovativen Ideen zu tun hat, muss man seine Erkenntnisse wirklich anwenden. Das passiert oft nicht, weil diese Idee der Nachhaltigkeit eine andere Denke voraussetzt.
Rena Vallentin: Hier möchte ich ergänzen, dass mein Mann in diesem Semester an der Fresenius-Hochschule in dem Fach Immobilienwirtschaft im Masterstudium lehrt. Die jungen Leute, die da studieren, sind die, die zukünftig bei einem Bauträger oder einem Investor arbeiten oder selbst Investor sind. Dieser Kurs zeigt auf, an welchen Stellen wir bei der Planung oder bei der Projektentwicklung zusehen müssen, damit ein Projekt ökologisch, sozial verträglich und auch energetisch hochwertig wird. Das hat auch mit Wirtschaftlichkeit zu tun, und das ist eine Sache, die der Projektentwickler selbst in der Hand hat. Indem er etwa bei Wettbewerben oder Ausschreibungen, wie hier geschehen, sagt: Liebe Architekten, ich wünsche mir hier ein innovatives Konzept, Nachhaltigkeit und Ökologie. Wenn man als Architekt oder Architektin von einem so innovativen Wohnkonzept hört, da muss man einfach sagen: Ja, die wollen etwas Neues machen. Und bei der Überlegung, was genau neu sein soll, haben wir uns gefragt: Wie wollen wir selbst leben, wie wollen die Menschen, die wir kennen, wie wollen die leben? Und so sind wir dann zu diesem Ergebnis gekommen.
Hermann Sottong: Sie sind ja, als Sie angereist sind, an dem zukünftigen Gartenquartier Unterschleißheim vorbeigekommen. Das stellt sich jetzt ja noch als wenig innovativ, als Parkplatz dar. Wenn Sie das Gelände jetzt so anschauen und daran denken, dass in vielleicht fünf, sechs Jahren hier Ihre Planungen Realität geworden sind: Was wünschen Sie sich bei diesem Anblick oder bei dieser Vorstellung am meisten?
Gernot Vallentin: Ich bin fest davon überzeugt, dass es hier reinpasst, und dass auch die Nachbarn das als einen positiven Beitrag zur Nachbarschaft sehen. Ich wünsche mir, dass alles reibungslos läuft, dass wir auch die konjunkturellen Verwirrungen, die es momentan gibt, gut umschiffen können und diese Themen, die's jetzt da gibt, gut umsetzt. Aber ich bin zutiefst davon überzeugt, dass es überzeugend wird, das weiß ich. Wir haben einen Leitspruch: Wir wollen nicht langsam in die falsche Richtung gehen, sondern wir wollen etwas ins Positive umwandeln. Das ist jetzt ein Parkplatz, da stehen Autos, das ist nicht besonders ökologisch. Danach wird es mehr Grün geben, mehr Lebendigkeit. Also ich bin da sehr positiv und ich wünsche mir, dass es möglichst positiv für alle Beteiligten wird, dass es auch wirtschaftlich gut ausgeht. Aber ich bin überzeugt, dass das hier gut reinpasst und für die Nachbarn, die das hier betrifft, und für die Bauherren sehr gut passen wird.
Rena Vallentin: Genau, und auch für die Stadt Unterschleißheim wird es gut passen. Ich bin da ganz positiv und freue mich darauf. Ich kann mir das gut vorstellen und glaube, dass wir das mit allen Akteuren gut hinbekommen.
Hermann Sottong: Ja, Frau Vallentin, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben und uns so vielfältig und offen Auskunft gegeben haben. Ich glaube, wir könnten jetzt noch deutlich länger sprechen und die Gelegenheit wird sich vielleicht noch mal in anderer Form ergeben. Herzlichen Dank für das Gespräch.